Geschichte wird greifbar – „Tante Martha und ich“
Im Herbst 2024 erreichte das Gymnasium Südstadt eine besondere und berührende E-Mail: Der Großneffe von Martha Dittmar, deren Stolperstein wir als Schulgemeinschaft vor vielen Jahren gestiftet haben, meldete sich bei uns, auf unserer Homepage hatte er von unserem erinnerungskulturellen Engagement gelesen.
Dirk Strobel leitet ein Theater und schreibt selbst auch Stücke, so unter anderem „Tante Martha und ich“. In dieser 60-minütigen theatralen Lesung, in der auch Fotos gezeigt werden, spannt der Autor einen Bogen von der Zeit des Nationalsozialismus, in der Martha Dittmar zum Opfer des menschenverachtenden und verbrecherischen NS-Regimes wurde, bis hin in die Gegenwart. Thematisiert wird unter anderem die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit, aber auch die Frage, wie mit diesen Spuren der Vergangenheit umgegangen wurde. Dabei führt der Rückblick sowohl in die „alte“ BRD als auch in die DDR und bis in die Gegenwart hinein. Zur Sprache kam darüber hinaus auch der Alltag in der DDR, etwa Anwerbungsversuche des Ministeriums für Staatssicherheit.
Eine Aufführung dieser Lesung schenkte Herr Strobel unserer Schulgemeinschaft und am Dienstag, 04.02. erhielten unsere Zwölftklässlerinnen und Zwölftklässler Gelegenheit, in die Vergangenheit einzutauchen.
Dabei bewegte sich das Stück aber nicht allein auf der Ebene des Vergangenen, sondern appellierte an die Abiturienten, sich zu positionieren, mutig zu sein und nicht alles stillschweigend hinzunehmen. „Tante Martha und ich“ war damit nicht nur ein bewegender Einblick in das Schicksal eines Opfers der Shoah, sondern auch ein Stück, das in besonderer Weise gegenwärtige Frage- und Problemstellungen berührt. Zudem wurde diejenige Frau, derer wir jährlich im Falkenweg gedenken, durch die Lesung als konkreter Mensch ein Stück weit greifbarer: Martha Dittmar ist nicht nur ein Name.
Im Nachgang standen Herr Strobel sowie seine Begleiter, der Schauspieler und der Dramaturg des Stückes, für Nachfragen zur Verfügung. Aus dem Publikum gab es hier beispielsweise Interesse an den Themen „Erinnerung an Opfer des NS-Regimes in der DDR“ und „Aufarbeitung der Familiengeschichte“.
Wir danken Herrn Strobel und dem Team vom Theaterpädagogischen Zentrum Sachsen e. V. sehr herzlich für diesen außergewöhnlichen Vormittag.
L. Langer